Der erste Stein ist gelegt: Am 8. September begann der Bau des neuen Jobcenters mit Dachgewächshaus am Altmarkt in Oberhausen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Oberbürgermeister Daniel Schranz läuteten den Baubeginn zusammen mit Vertretern der städtischen Tochtergesellschaft OGM Oberhausener Gebäudemanagement GmbH, des Architekturbüros Kuehn Malvezzi GmbH und von Fraunhofer UMSICHT offiziell ein. Ende des Jahres 2018 soll das Gebäude fertiggestellt sein. Fraunhofer UMSICHT entwickelte das zugrundeliegende inFARMING®-Konzept für eine gebäudeintegrierte Gemüseproduktion und begleitet das Projekt wissenschaftlich.

Städte und Megacitys der Welt wachsen rasant. Geht der Trend so weiter, werden im Jahr 2050 ca. 75 Prozent* der Bevölkerung in Städten leben. Für den Anbau von Lebensmittelpflanzen fehlen dort die Flächen. Dies erfordert neue Konzepte für eine urbane Lebensmittelproduktion. Weltweit erforschen Wissenschaftler daher Möglichkeiten für eine regionale Nahrungsmittelversorgung in Metropolen und einen optimalen Einsatz von Ressourcen wie Energie, Wasser und Dünger. Fraunhofer UMSICHT entwickelte das inFARMING®-Konzept, das Produktionssysteme und Gebäudeinfrastrukturen intelligent miteinander verknüpft und kommunale Stoff- und Energieströme nachhaltig nutzt.

Experimentierfeld und Dialogplattform

Mit dem Altmarktgarten in Oberhausen entsteht nun ein erstes Zentrum zur nachhaltigen regionalen Lebensmittelversorgung, das so einzigartig in Deutschland ist. »Wir freuen uns, ein Experimentierfeld zu haben, an dem wir zusammen mit der Wirtschaft neueste Entwicklungen im Bereich der gebäudeintegrierten Landwirtschaft testen können und verstärkt mit der interessierten Öffentlichkeit in den Dialog treten können«, sagt Volkmar Keuter, Abteilungsleiter Photonik und Umwelt bei Fraunhofer UMSICHT. Das Institut entwickelt und demonstriert Technologien, die es ermöglichen, Nahrung nachhaltig und nah am Verbraucher zur Verfügung zu stellen. Das neue Gebäude dient als Ressource für Wärme und Wasser. So können z. B. Wasserströme aus dem Gebäude oder Abwärme zur Versorgung der Pflanzen verwendet werden.

»Das Projekt soll keine Wissenschaftlervision sein, sondern die Bürgerinnen und Bürger vor Ort stetig einbinden und mit ihnen in Dialog treten. Es gibt regelmäßige Infoveranstaltungen; geplant sind wissenschaftliche Tagungen, Aus- und Fortbildungskurse direkt in einem Seminarraum des Jobcenters am Altmarkt. Aktuell kann sich die Stadtgesellschaft in einem gläsernen ebenerdigen Pavillon über den Werdegang des integrierten Dachgewächshauses  informieren. Dieser Pavillon wird später die Verbindung von Dach- und Fußgängerebene darstellen und eine Informationsachse bilden«, ergänzt Simone Krause, Gruppenleiterin Raumanalyse und Rohstoffsysteme von Fraunhofer UMSICHT.

Transportwege und  Abfall minimiert

Die Vorteile des inFARMING®-Konzepts liegen auf der Hand: Die Transportwege zwischen Anbau und Verbrauch werden minimiert, wenn z.B. das auf dem Dach angebaute Gemüse direkt auf dem Markt erhältlich ist. Abfälle können so reduziert werden, Ressourcen kommen optimal zum Einsatz und Stoffkreisläufe werden geschlossen. Auch die Flächenversiegelung kann reduziert werden, da bereits bebaute Flächen – Dächer – als Anbaufläche zum Einsatz kommen. »Wir erhoffen uns, dass der Altmarktgarten eine Strahlkraft für die gesamte Region hat und weitere innovative Projekte anzieht und damit einen Imagegewinn für Oberhausen darstellt. Als erstes Entwicklungszentrum für gebäudeintegrierte Landwirtschaft in Deutschland gibt es hier zahlreiche Anknüpfungspunkte für zukünftige Entwicklungen, insbesondere systemische Technologien. Unser Ziel ist es, Urban-Food-Systeme zu entwickeln und wertvolle Beiträge für dezentrale, effiziente und multifunktionale Infrastruktursysteme zu liefern«, erläutert Holger Wack, stellv. Abteilungsleiter Materialsysteme und Hochdrucktechnik bei Fraunhofer UMSICHT.

Förderhinweis
Das Projekt »Altmarktgarten« wird über das Bundesprogramm »Nationale Projekte des Städtebaus« des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert.

*Urbanisation Prospects der UN, 2005, 2011